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Lebensgeschichte

Lebensgeschichte

Mit der Geburt ihrer zwei Kinder hatte meine Mutter ihr Klavierstudium zugunsten der Familie aufgegeben. Mein Vater aber wurde Solobratscher der Dresdner Philharmonie. Er nahm mich, vierjährig, regelmäßig mit in den Konzertsaal und setzte mich während der Proben in den Zuschauerraum. Das war sozusagen, mein großer "Kindergarten". Es war ungeheuer aufregend, den Dirigenten und Solisten auf die Finger zu schauen und die Probenatmosphäre zu genießen. Dort, im Kulturpalast der Stadt Dresden, entwickelte sich meine große Liebe und Begeisterung zur Musik, zu den Künstlern und allem, was auf und hinter der Bühne geschieht.
Es ist kaum vorstellbar, was es bedeutet, in Kinderjahren zwischen Musikern, Dirigenten, Sängern, in diesem ganzen Aufgebot von Bühnenproben und Orchesterkonzerten auf großer Bühne, in einem Zuschauerraum, der sich jeden Abend mit über tausend Menschen füllt, herumgeistern zu dürfen, eigens hineingeboren zu sein - und nur dieser Tatsache zu verdanken, dass man dazugehört. Dass ein Erwachsener dafür Enormes leisten muss, um die Portierloge passieren zu dürfen, weiß man mit vier Jahren natürlich nicht. Ich würde jedem wünschen, am Beginn seines Lebebns solch einen schönen und tiefen Einblick in die Musikerwelt zu bekommen.

Foto: Siegfried Koegler

Klavierunterricht bekam ich ab dem 5. Lebensjahr, und neunjährig durfte ich dann im Philharmonischen Kinderchor unter Leitung des Chefdirigenten Kurt Masur mitsingen. Die Begegnung mit diesem wunderbaren Menschen war prägend für meine musikalische Laufbahn.

Als Jugendliche ging ich auch ins Sprechtheater und spielte in der Komparserie des Staatsschauspiels Dresden mit. Dort lernte ich Rolf Hoppe kennen, der mir schon früh half, mich auf der Bühne zu bewegen. Auch in zwei Filmen durfte ich mitwirken, so in "Feuer unter Deck" mit Manfred Krug und "Ursula", eine Reformationsgeschichte mit dem großen Theatermimen Wolf Kaiser. Ein unvergessliches Erlebnis!

Wenn man das Glück hat, in einer Kulturmetropole, und noch dazu in einer Musikerfamilie aufzuwachsen, ist es natürlich nicht schwer, sein Lebensziel zu finden. Ich bewarb mich um einen Studienplatz an der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" in Dresden im Fach Gesang, Regie und Pädagogik. Während des Studiums wurde mein Sohn Philipp geboren. Für alle Studentinnen möchte ich hier an dieser Stelle sagen, dass ein Kind im Sängerberuf das größte und schönste Ereignis des Lebens ist. Lasst Euch nie etwas anderes einreden, nicht von Kollegen und nicht von Agenten, die einem gern ein schlechtes Gewissen machen! Man schafft das. Auch singt es sich mit Bäuchlein recht gut.

Foto: Siegfried Koegler

Im 5. Monat absolvierte ich das Opern- und Konzertexamen. 12 Jahre war ich am Theater fest engagiert und sang zahlreiche Opern- und Musicalpartien. In einer Zusatzausbildung im Fach Logopädie wollte ich mich auch therapeutisch qualifizieren, und begann eine logopädische Ausbildung, musste aber feststellen, dass mir die meisten Kenntnisse zur Stimmtherapie schon während meines Studiums vermittelt worden waren und so brach ich die Ausbildung nach einem Jahr ab.

1999 geschah ein schwerer Verkehrsunfall: Ein übermüdeter Taxifahrer fuhr mir frontal auf meinen kleinen Ford Ka und setzte allen Aktivitäten ein jähes Ende. Aber wie alles im Leben hat auch eine "Krankenhauskarriere" eine gute Seite. In den vielen Kliniken, in denen ich mich aufhielt, gab es nur eine Möglichkeit, am Leben dran zu bleiben: Lesen, Musik hören und - Schreiben. Eine völlig neue Perspektive! So viel zur Vorgeschichte, alles andere ist im tabellarischen Lebenslauf nachzulesen.

Claudia Dylla

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